Der Schauplatz des Szenarios bildete das Gelände einer ehemaligen Kleingartenkolonie, die heute nur noch einem großen Trümmerfeld gleicht und damit ideale Bedingungen für uns darstellt. Darüber hinaus befindet sich die Anlage fast vor der Haustür unseres OV’s. Da auch die Stadt Flensburg als Eigentümerin einverstanden war und uns bis auf weiteres die Verwendung dieses Areals für Übungszwecke gestattet hat, konnten wir uns voll austoben.
Als Gäste hatten wir Kameradinnen und Kameraden aus dem THW-OV Kiel eingeladen, welche mit der Bergungsgruppe und der Fachgruppe Schwere Bergung erschienen sind. Für uns war es die Möglichkeit sich zu revanchieren, nachdem vom OV Kiel 2018 eine gemeinsame Übung veranstaltet wurde. Trotz Corona waren die guten Kontakte zwischen den Helfern und Helferinnen beider OVs nicht abgerissen. Die Malteser Flensburg waren nicht nur als Teil der Übung vor Ort, sondern auch in der Lage, bei realen Unfällen umgehend Hilfe zu leisten.
Wie der Titel es schon fast verrät, war es bereits die zweite Übung auf dem Gelände der Kleingartenkolonie. Knapp zwei Wochen zuvor haben wir schon einmal mit der Bergungsgruppe und Fachgruppe N in einem Unglücksszenario klassische Aufgabenbereiche des Technischen Zugs geprobt. Dieses Szenario diente den Organisatoren auch als Probelauf für die anstehende Großübung auf diesem Gelände. Während es bei der Übung Knallfrosch 1 noch eine Gasexplosion war und das Einsatzgebiet sich auf drei beschädigte Gartenlauben begrenzte, verursachte jetzt eine Windhose großflächige Verwüstungen, welche sich über mehrere Straßenzüge erstreckte.
Der Fachzug FK hat auf dem Gelände unseres OV für ankommende Einheiten einen Meldekopf eingerichtet, sowie eine Führungsstelle aufgebaut und betrieben. Von hier aus wurden den eingesetzten Einheiten vor Ort Einsatzaufträge zugewiesen. Um die große Anzahl an Helfenden zu versorgen, stellte die Fachgruppe N ein Zelt neben der OV-Küche auf. Insgesamt wurden durch unsere Köche etwa 80 Helfer mit einer warmen Mahlzeit, Getränken und Kuchen versorgt.
Zuerst aber galt es, das Einsatzgebiet zu erkunden, nach möglichen Verletzten zu suchen, sowie die Umgebung zu dokumentieren und für die Erstellung des Lagebilds an die Führungsstelle zu melden. Ein wichtiger Aspekt der Übung war es, die Zusammenarbeit mit anderen Hilfs- und Rettungseinheiten und mit Einheiten einem anderen OV zu proben, so wie es schon Großschadenslage vorgekommen ist.
Die verletzten Personen wurden durch Übungspuppen dargestellt. Es haben sich aber auch drei mutige Verletztendarsteller gefunden, was der Szenerie mehr Authentizität verliehen hat. Verteilt wurden sie auf versperrten und nicht frei zugänglichen Orten, in den teilweise völlig zerstörten Lauben auf dem Areal. Dabei glich kein Unglücksort dem Anderen und auch die Verletzungen waren immer unterschiedlich. So galt es verschiedene geeignete Maßnahmen zu finden, um sich Zugang zu den Verletzten zu verschaffen und diese zu aus ihrer misslichen Lage zu retten. Ein Fachberater unterstützte die Einsatzkräfte.
An einer Stelle mussten Trümmer beiseite geräumt und das Haus gegen Einsturz gesichert werden. Anderenorts konnte sich nur mittels Mauerdurchbrüche und schwerem Gerät wie der Betonsäge, Zugang zu den Verletzten geschaffen werden. Um einen Verletzte Person von einem Dach zu retten, wurde eine Einsatzgerüstsystem (EGS) aufgebaut. Und immer erst nachdem die Einsatzstellen gesichert und der freie Zugang zu den Verletzten gewährleistet war, erhielten die Malteser die Freigabe, die betreffende Einsatzstelle zu betreten und die Verletzten zu retten. Eine Vorgehensweise, die den Abläufen bei scharfen Einsätzen entspricht.
Als sich die knapp zehnstündige Übung dem Ende näherte, hatten die Organisatoren noch eine kleine Überraschung in petto. Nach einer Explosion in einem Gebäude wurde bei der Erkundung ein verdächtiger Gegenstand entdeckt. Beim näheren Hinschauen blickten die Einsatzkräfte auf ein Atomar-Gefahrenzeichen sowie die UN-Nummer 2978 - RADIOAKTIVE STOFFE, URANIUMHEXAFLUORID ! Es musste mit einer Kontaminierung des Einsatzgebiets gerechnet werden. Sofort wurde das Rückzugssignal für alle Kräfte geben - alle raus, das Gelände wurde weiträumig abgesperrt. Während Helfende im sicheren Bereich eine sogenannte „Not-Dekon“ (provisorische Dekontaminationsanlage für Personen und Gerät) einrichteten, rüsteten sich 4 Helfende für diese Sonderlage aus. Das THW verfügt über speziell ausgebildete „CBRN-Helfer“, die neben der Atemschutzbefähigung noch eine intensive Zusatzausbildung für den Einsatz in Gefahrstofflagen absolviert haben. Eine Erkundung des Schadensgebiets hier war nur mit spezieller Schutzausrüstung möglich. Für die CBRN-Helfer ging es im Schutzanzug, mit Atemschutzgerät im Überdruck und diversen Strahlungsmessgeräten zurück auf das vermutlich kontaminierte Gelände. Natürlich wurde während der schweißtreibenden Arbeit die ständige Funkverbindung zur Einsatzleitung aufrechterhalten. Es stellte sich glücklicherweise heraus, dass der verdächtige Gegenstand leer war, keine erhöhten Werte festzustellen waren und die Kennzeichnung wohl nicht mehr den Tatsachen entsprach. Dennoch wurden die Helfenden vor Verlassen der Schutzanzüge auf Reststrahlung getestet. Alles war im grünen Bereich!
Das war seit längerer Zeit mal wieder eine gemeinsame Einsatzübung mit einer anderen Hilfsorganisation bzw. unseren Parnter-Ortsverbänden. Solche Übungen helfen, das gegenseitige Verständnis für Abläufe und die Zusammenarbeit zu verbessern, sowie Schwachstellen zu identifizieren und rechtzeitig abzustellen, damit im Ernstfall alles möglichst reibungslos läuft. Vielen Dank an die Organisatoren für die vielen Stunden, in denen sie dieses Szenario ausgetüftelt haben, an den Malteser Hilfsdienst Flensburg und den THW-OV aus Kiel, sowie an alle beteiligten Helfer und Helferinnen. Auf ein nächstes Mal…